"Fake News" und Filterblasen als Herausforderung für Medienschaffende Seit einigen Monaten prägen Diskussionen rund um "Fake News" die Medienwelt und Politik. Die gezielt verbreiteten Falschmeldungen sind nicht nur eine Herausforderung für die Medien, sondern auch für die gesamte Gesellschaft. Der korrekte Umgang mit "Fake News" kann gelernt werden.
In der US-Präsidentschaftswahl-Kampagne 2016 sind sogenannte "Fake News" zu einem dominanten Thema geworden und beherrschen seitdem die öffentliche Diskussion. Laut einer Umfrage von Statista gaben 40 Prozent der Befragten in Deutschland an, dass ihrer Meinung nach die Anzahl der Falschmeldungen in den vergangenen 12 Monaten leicht gestiegen ist. Eine neue Studie von Trend Micro zeigt erstmalig den Umfang des Online-Angebotes von Fake News auf. Eine 12-monatige Kampagne zur Beeinflussung des Ausgangs einer Wahl gibt es beispielsweise bereits für 400'000 US-Dollar. Der umfassende Bericht erklärt auf 81 Seiten die Vorgehensweise zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Diese beginnt mit dem Auskundschaften der Zielgruppe und der Vorbereitung und Nutzbarmachung einer gefälschten Meldung. Darauf folgt die Verbreitung und Instrumentalisierung in sozialen Netzwerken. Danach wird die Falschmeldung durch zusätzliche Propaganda-Massnahmen künstlich am Leben erhalten. Am Ende dieses Kreislaufes wird die Öffentlichkeit oft gezielt durch ein neues Thema abgelenkt, wodurch ein neuer Fake-News-Zyklus beginnt. Fehlende Zeit und Ressourcen Mittlerweile gehören Fake-News zum Alltag vieler Medienschaffender. Was bedeutet dies für ihre Arbeit? "Als Medienschaffender gilt es, aufzupassen, dass man sich nicht in einer Art "Filterblase" bewegt. Leider ist es mittlerweile so, dass in vielen Redaktionen die Zeit und die Ressourcen nicht mehr ausreichen, um jede Information zu prüfen und selbst investigativ nachzuforschen. Und so werden immer wieder Redaktionsmitarbeitende dazu gedrängt, eine vermeintlich spannende Info ungeprüft sofort weiterzuleiten oder zu übernehmen, um im täglichen News-Wettbewerb nicht hinterher zu hinken", berichtet Joël Wüthrich, Chefredaktor und Leiter einer etablierten Crossmedia-Agentur in Basel sowie Dozent bei Mediencampus.ch - Bildung in Medien und Kommunikation, wo er unter anderem den Kurs " Arbeiten im Zeitalter von „Fake News“ und Filterblasen" gibt. "Für mich persönlich, der auch viele PR-Kunden betreut, heisst das: Noch genauer prüfen und Fachkenntnis anwenden, um keinen Imageschaden anzurichten." Fakten und Quellen prüfen Fake-News erkenne man dann am besten, wenn sowohl die Fakten prüft als auch Quellen bezieht, die eine andere Sichtweise vermitteln. Fake-News werden laut Joël Wüthrich meistens zum "taktisch" optimalen Zeitpunkt viral gestreut. "Man kann sie vermuten, wenn eine klare Intension erkennbar ist - zum Beispiel um jemanden zu demontieren oder blosszustellen. Und natürlich auch dann, wenn der Faktencheck negativ oder zu einseitig ausfällt." Viele Falschmeldungen spielten zudem mit den Emotionen der Menschen. Die Verfasser wissen oft, zu welchem Zeitpunkt welche Inhalte am meisten Wirkung erzeugen. "Als Medienschaffender verfügt man in der Regel über eine Informationskompetenz. Ist man sich dieser bewusst, achtet man automatisch auf gewisse Indizien. Dieses Bewusstsein muss geschärft werden", betont Joël Wüthrich. Seminar zum Umgang mit "Fake News" Medienkompetenz ist heute sowohl bei Nutzern wie auch bei Produzierenden von Inhalten ein zentrales Thema. Der richtige Umgang mit Falschmeldungen und Filterblasen und das Erkennen von eben diesen ist in der Medienlandschaft 4.0 unerlässlich für alle Medienschaffenden. In seinem Seminar auf Mediencampus.ch zeigt Joël Wüthrich auf, wie man Filterblasen für einen guten Zweck nutzen kann und wie Falschmeldungen und Manipulation über Medien erkannt werden. Gleichzeitig lernen die Absolventinnen und Absolventen, wie sie mit Hilfe von crossmedialen Synergien und transmedialem "Storytelling" manipulierte oder falsche Inhalte richtig stellen. Ausserdem werden Grundlagen zu "Social-Media-Feed" und der Zusammenhang von Filterblasen mit Zielgruppen-Affinität vermittelt.
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AutorGeschäftsführer MNS, Fabrice Müller, dipl. Journalist SAL, BR sowie dipl. Kommunikations-fachmann HF. Archiv
Januar 2018
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Medienschule Nordwestschweiz
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